Einsatz in Manhattan – Biopic „Die Gesandte des Papstes“ erzählt von der ersten Heiligen der USA

Der kleine Paolo schiebt weinend seine todkranke Mutter auf einem Karren durch den Matsch und ruft verzweifelt um Hilfe – auf Italienisch. Niemand beachtet ihn, warum auch, das Krankenhaus nimmt keine Italiener auf. Die Mutter stirbt und wird weggeschafft.
Eine herzzerreißende Szene. Der Junge gehört zu den Straßenkindern, die in einem der schlimmsten Slums von Manhattan ums Überleben kämpfen: „Five Points“ ist das Zentrum von Kriminalität und Prostitution, Armut und Verwahrlosung.
Dorthin verschlägt es 1889 die Gründerin des Ordens der „Missionsschwestern vom Heiligsten Herzen”, Francesca Xaviera Cabrini (Christiana Dell‘Anna). Alejandro Monteverde wirft im biografischen Melodram „Die Gesandte des Papstes“ (mit einem leider aufdringlichen Soundtrack) einen Blick zurück auf das soziale Engagement dieser Frau in ihren ersten Amerika-Jahren. Die weniger von Missionseifer getrieben ist, als vom Willen, Waisenkindern ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen.
Eigentlich hatte sie nach China gewollt, doch Papst Leo XIII. schickte sie nach Amerika, wo sie sich vor allem um italienischstämmige Migranten kümmern sollte. Der Film zeigt ihre Kämpfe - auch gegen Kirchenobere wie den irischen Erzbischof, den Bürgermeister oder selbstherrliche Politiker. Auch von brutalen Zuhältern lässt Francesca sich nicht einschüchtern.
Francesca Xaviera Cabrini (Christiana Dell‘Anna) über ihren Kampf für Waisenkinder und verelendete Menschen in den Slums
Ende des Jahrhunderts eröffnet sie das erste Waisenhaus und später das berühmte Columbus Hospital in New York, das italienischen Migranten, die sonst keinen Zugang zu medizinischer Versorgung haben, offensteht. Gegen alle Widerstände verwirklicht sie ihre Visionen. Sogar den Chefredakteur der „New York Times“ überzeugt sie, über die grauenvollen Zustände zu berichten.
Nicht Religiosität steht im Zentrum ihres Schaffens, sondern Humanismus. Eine Mutter Courage, die sich „an Orte vorwagt, wo sie nichts zu suchen hat“, wie ihre Gegner schimpfen. „Schade, dass Sie eine Frau sind“, muss sie sich anhören. Und kontert „Männer könnten nie das tun, was wir tun“.
Die 1917 Verstorbene wurde 1946 als erste US-Bürgerin heiliggesprochen. Der Film über ihren Kampf für Bildung, soziale Integration und Bewahrung kultureller Identität, erzählt auch von der Hilfe zur Selbsthilfe und gesellschaftlicher Teilhabe - für Francesca wichtige Mittel zur Emanzipation.
Ganz nebenbei liefert das Biopic eine Abrechnung mit dem „amerikanischen Traum“, den nur wenige leben durften. Leicht kann man den Bogen zur Gegenwart ziehen. Galten die „Meerschweinchen“ oder „Itaker“, wie man sie verächtlich nannte, damals als Menschen zweiter Klasse, sind es heute im Trump-Amerika die fast rechtlosen Migranten aus Lateinamerika, die Ausbeutung und Rassismus ertragen müssen.
„Die Gesandte des Papstes“, Regie: Alejandro Monteverde, mit Christiana Dell´Anna, David Morse, 142 Minuten, FSK 12
rnd